Welche Baumwolle verwenden wir für unsere Futons? Einblicke in Qualität und Reinigung
Inhalt dieses Blogeintrages
Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle
Bei Noriko und Yu-ichi im kleinen Arbeitszimmer in Kyotango, in welchem die Baumwolle zu einem Futon gelegt wird, haben wir schon oft über Baumwolle diskutiert. Yu-ichi nimmt dann jeweils einen alten Futon, den ihm eine Kundin brachte, und schneidet ihn auf. Schaut her, sagt er, das ist schlechte Baumwolle eines anderen Futonmachers, ungereinigt und dünnfasrig – diese Baumwolle stützt den Körper nicht. Dabei benutzt er das Wort warui (schlecht) bestimmt zehn Mal.
Baumwolle ist Baumwolle, dachten wir immer, doch Yu-ichi verneint. Der richtige Baumwollmix ist für einen qualitativ guten Futon entscheidend und bestimmt auch den Preis. Wir haben auch Futons mit billiger Baumwolle, die kosten einen Viertel so viel und sehen identisch aus. „Aber wenn ihr diese schlechten Futons verkauft, dann werdet ihr bestimmt nicht berühmt (ninki ni naranai)“, sagt Noriko.
Nachdem Yu-ichi als erster Sohn in eine Futonmacherfamilie geboren wurde, war für ihn schon zu Beginn klar, dass er Futonmacher werden würde, weshalb er sich in der Schule auch nie Mühe geben musste. Mit 20 Jahren reiste er nach Tokio und absolvierte beim damals besten Futonmacher des Landes eine Ausbildung, um sein Handwerk zu verfeinern und ein Futonmeister zu werden. Zurück in Kyotango krempelte er den Betrieb seines Vaters um, mit dem Ziel, die besten Futons von Japan herzustellen. Yu-ichi verwendet für seine Futons einen speziellen Baumwollmix – die genauen Anteile sind natürlich sein Berufsgeheimnis und dürfen nicht verraten werden.
Der perfekte Mix: 3 Fasern für 1 Futon
Yu-ichi wählt jede Sorte Baumwolle gezielt nach ihren Stützeigenschaften und ihrer Widerstandsfähigkeit aus. Der Futon besteht aus einer wissenschaftlich abgestimmten Kombination von Fasern, die sich gegenseitig ergänzen:
Indische Baumwolle (Desi)
Der Futon besteht zum grössten Teil aus indischer Baumwolle. Diese Desi-Baumwolle wird schon seit Jahrtausenden kultiviert und hat sich deshalb perfekt an die klimatischen Bedingungen, insbesondere an die harten Böden, angepasst. Indische Baumwolle ist sehr widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten, weshalb der Einsatz von Pestiziden in der Regel nur bei jungen Baumwollpflanzen nötig ist. Sie besitzt sehr kurze und dicke Fasern, die extrem robust und stark sind. Sie liefert die notwendige Dichte, damit die indische Baumwolle den Körper über mehrere Jahre stützt.
Indische Assam Baumwolle
Assam ist eine bergige Ortschaft im nordöstlichen Teil von Indien. Baumwolle aus Assam wird ausschliesslich von Hand gepflückt und ist noch kurzfasriger als normale indische Baumwolle. Assam Baumwolle ist ein Premium-Produkt, welches den Futon hauptsächlich langlebiger macht. Assam Baumwolle wird für unser Premium Artisenal Futons verwendet.
Mexikanische Baumwolle
Baumwolle aus Mexiko ist etwas langfasriger als indische Baumwolle. Durch das Hinzufügen von mexikanischer Baumwolle wird der Baumwollmix geschmeidiger und die Luftzirkulation wird erheblich erhöht. Der Anteil an mexikanischer Baumwolle im Futon ist vergleichsweise gering.
Kasein (Ein Protein aus Milch)
Kasein ist ein Protein, das aus Milch gewonnen wird. Es ist deshalb vollständig biologisch abbaubar. Das Beifügen von Kasein hilft der Baumwolle, sich zu lösen und fördert die Luftzirkulation zwischen den Fasern.
Exkurs: Türkische Bio-Baumwolle – Ideal für Decken
Türkische Bio-Baumwolle ist sehr langfasrig und extrem fein. Sie hat keine stützende Funktion, weshalb sie sich als Futon nur bedingt eignet. Für eine Decke eignet sie sich jedoch hervorragend. Eine Decke aus Bio-Baumwolle bietet eine optimale Luftzirkulation sowie ein äusserst geschmeidiges Liegegefühl.
Die Baumwollreinigung – Von Hand und Maschinell
Meistens, wenn man die Futonmacher besucht, sprechen wir mit Noriko. Wenn eine Frage auftaucht, die Yu-ichi betrifft, finden wir ihn in der Regel in der Werkstatt mit der Baumwollreinigungsmaschine vor.
Reinigung in zwei Schritten
Yu-ichi sitzt auf einem Stuhl und geht Berge von Baumwolle durch. Bevor er die Baumwolle durch die Kardiermaschine lässt, entfernt er gröbere Verunreinigungen von Hand – das allein braucht er ein bis zwei Stunden pro Futon.
Nach der aufwendigen Reinigung von Hand wird der Baumwollmix auf den Einzug der Kardiermaschine gelegt. Die Kardiermaschine ist eine der letzten in Japan.
Die letzte Kardiermaschine – und ihr unbestechlicher Vorteil
Kleine Betriebe, die mit Baumwollen arbeiten, kaufen die Baumwolle heute meist gereinigt ein. Der unbestechliche Vorteil an einer eigenen Kardiermaschine ist, dass man die Baumwolle nach eigenen, geheimen Rezepturen mischen kann. So kann Yu-ichi auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen.
Zudem lässt sich ein Futon nach seiner Lebensdauer ohne Weiteres erneuern (Watakuri). Der Bezug wird entfernt und die Baumwolle durch die Kardiermaschine gelassen – so kann ein Futon ein Leben lang gebraucht werden.
Kardiermaschine mit Ozon: Einzigartige Reinheit
Baumwolle wird heutzutage direkt in den Produktionsländern in grossen Industriemaschinen gereinigt. Trotzdem ist die Baumwolle oft noch verunreinigt. Die Kardiermaschine von Yu-ichi reisst die Fasern auseinander und reinigt sie sanft mit Ozon. Yu-ichi lässt den Baumwollmix zwei Mal durch die Kardiermaschine laufen – das Resultat sind schneeweisse, flauschige Baumwollfasern, die sich perfekt für die Fertigung von Futons eignen.
Die letzte Kardiermaschine – und ihr unbestechlicher Vorteil
Kleine Betriebe, die mit Baumwollen arbeiten, kaufen die Baumwolle heute meist gereinigt ein. Der unbestechliche Vorteil an einer eigenen Kardiermaschine ist, dass man die Baumwolle nach eigenen, geheimen Rezepturen mischen kann. So kann Yu-ichi auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen.
Zudem lässt sich ein Futon nach seiner Lebensdauer ohne Weiteres erneuern (Watakuri). Der Bezug wird entfernt und die Baumwolle durch die Kardiermaschine gelassen – so kann ein Futon ein Leben lang gebraucht werden.
Das Watakuri-Verfahren: So hält Ihr Futon ein Leben lang
Wenn ein Futon seine Lebensdauer erreicht hat, ist die Baumwolle flach und stützt den Körper nicht mehr richtig. An diesem Punkt müssen Sie Ihren Futon nicht entsorgen.
Stattdessen kann der Futon zum Futonmacher geschickt und durch das traditionelle Watakuri-Verfahren neu aufbereitet werden.
Der Watakuri-Prozess im Detail:
Zerlegung: Die Baumwolle wird sorgfältig aus dem alten Bezug genommen.
Sortierung: Verbrauchte oder beschädigte Baumwolle wird entfernt und durch frische, neue Baumwolle ersetzt, um das ursprüngliche Gewicht und Volumen wiederherzustellen.
Reinigung und Auflockerung: Die Baumwolle wird durch die Kardiermaschine gelassen. Sie reinigt die Fasern nicht nur, sondern reisst die verdichteten Fasern (den Kutsure) auch wieder auseinander. Dadurch erhält die Baumwolle ihre Federkraft und ihr Volumen zurück.
Neuanfertigung: Die revitalisierte Baumwolle wird in einen brandneuen Bezug gelegt.
Das Ergebnis: Sie erhalten einen neuwertigen Futon, der Ihren Körper wieder optimal stützt – und das in der Regel günstiger, als einen komplett neuen Futon zu kaufen. So kann Ihr japanischer Futon durch dieses nachhaltige Handwerk ein Leben lang erneuert und genutzt werden.


