Der Anbau von Igusa - die Binse welchen den Japanischen Tatami auszeichnet
Wo Igusa (Japanische Binse für Tatami) hergestellt wird
In Japan gibt es Präfekturen, die für ihre einzigartigen Produkte bekannt sind. In Kagawa zum Beispiel werden sämtliche Tawashi-Produkte (Schwämme aus Kokosfasern) hergestellt. Aus Iwate kommen Gusseisenprodukte, aus Hokkaido Kombu, Katsuo aus Kagoshima und Mandarinen? Mandarinen kommen natürlich aus Wakayama! (wie unsere Grossmutter immer sagte, wenn ein Bauer mit seinem Key-Truck drei Mal pro Saison für das ganze Dorf aus Wakayama Mandarinen holte). Und Igusa, die Binse für die Tatami-Matten kommen aus Kumamoto, das auf der südlichen Hauptinsel Kyushu liegt.
In der Regel sind die Regionen mit einer speziellen Natureigenschaft gesegnet, welche die Produktion eines spezifischen Produktes begünstigt. Beispielsweise ist in ganz Japan bekannt, dass Kani (Krebse) aus Kyotango die besten sind. Dies, weil die geografische Lage von Kyotango mit direktem Zugang zum Japanischen Meer, welches in diesem Breitengrad die ideale Temperatur und Sauerstoffkonzentration aufweist und somit den Tango-Kani besonders saftig und zart schmecken lässt. (Vermutlich gibt es noch andere Unterschiede, zwischen dem Tango-Kani und in Shimane gefangene Kani – aber man interessiert sich schliesslich nur für den Geschmack). Auch in Kumamoto, wo das Igusa für unsere Tatami herkommt, gibt es besonders günstige Voraussetzungen für deren Anbau. In Kumamoto liegt das Yatsushiro Meer, eine Art Meerenge, welche in der Meiji Zeit zu Teilen trockengelegt wurde (damals eine Revolution). Die trockengelegten Flächen wurden vorwiegend für den Reisbau und später für den Anbau von Igusa genutzt. Das warme und feuchte Klima in Kumamoto sowie der reichhaltige Boden ist ideal für den Anbau von Igusa, weshalb 95% des Japanischen Igusa’s und auch das Igusa unserer Tatami aus Yatsushiro, Kumamoto stammt.
Der Igusa Anbau – ein Prozess auf mehreren Feldern
Der Anbau von Igusa beginnt mit der Aufzucht von Setzlingen. Die Setzlinge werden im Dezember in einem eher harten Setzlingsfeld gesät wo sie bis im August bis ca. 40cm Höhe anwachsen. Die Setzlinge werden anschliessend ausgegraben und von Hand in einzelne Halme getrennt. Die einzelnen Igusa-Halme werden dann in ein «Wasserfeld» gepflanzt, meistens ein Reisfeld, welches von August – November nicht für den Reisbau bewirtschaftet wird. Die Trennung von Igusa-Setzlingen ist ein Verfahren zur Vervielfachung der Pflanze.
Im November wird das Igusa erneut aus dem Wasserfeld genommen, auf ca. 15cm geschnitten und erneut getrennt. Die nun starken Setzlingen werden in das letzte Feld eingepflanzt wo sie bis zur Ernte wachsen.
Im April werden die Igusa-Felder auf ca. 60 Zentimeter geschnitten. Durch das Abschneiden der «Eltern-Igusa» wird sichergestellt, dass die «Kinder-Igusa» genügend Licht erhalten und im Wachstum mit den «Eltern» mithalten können. Wenn Igusa herangewachsen ist, besteht die Gefahr, dass die langen Halme umfallen. Dies hätte zur Folge, dass sie von der Sonne gebleicht werden würden, womit sie nicht mehr für die Herstellung von Tatami verwendet werden könnten (Neue Tatami resp. Igusa müssen grün sein, ein Zeichen für Frische). Aus diesem Grund wird über das gesamte Feld ein Netz gespannt, welches die Igusa-Halme beim Wachstum stützt und gerade hält.
Zusammengefasst lässt sich sie Aufwändige Anpflanzung von Igusa wie folgt zusammenfassen. Setzlinge Pflanzen im Garten -> Trennung der Setzlinge -> Einpflanzung der Setzlinge in Wasserfeld -> Trennung der Setzlinge -> Einpflanzung der Setzlinge in Erntefeld -> Schneiden der «Eltern-Igusa» -> Bespannen des Feldes mit Netz, damit Igusa gerade wächst.
Ernte und Schlammfärben von Igusa
Das Igusa wird bei einer Höhe von 150cm und nach 1.5 Jahren geerntet. Um den besonderen Geruch, die Farbe und die Elastizität beizubehalten, wird Igusa mit speziellem Schlamm aus Awajishima gefärbt. Die Färbung macht das Igusa auch besonders robust, damit es nicht bricht. Nach der Schlammfärbung wird das Igusa schonend bei 65 Grad getrocknet und in Lichtundurchsichtigen Beuteln gelagert.
Das Schlammfärben ist ein schwieriger und komplexer Prozess. Die Zusammensetzung des Schlamms sowie die Färbdauer beinträchtigen die Qualität des Igusas enorm. Für die Schlammfärbung muss der Bauer das Igusa genau kennen, weshalb ausländisches Igusa für die Schlammfärbung nicht verwendet werden kann. In Taiwan oder in China hergestellte Igusa wird in der Regel künstlich gefärbt.
Weben von Igusa für Tatami Matten
Nach dem Schlammfärben wird das Igusa für ungefähr 1 Jahr getrocknet. Die getrockneten Halme werden auf eine einheitliche Länge geschnitten und von Hand auf Dicke und Farbe überprüft. Qualitativ hochwertiges Igusa besteht aus dünnen, langen Halmen, die gleichmässig Dick und gleichzeitig flexibel sowie elastisch sind. Für eine Tatami Oberfläche (191×95.5cm) werden 4000 bis 7000 Igusa Halme verwendet.
"Das Wichtigste an einem Tatami ist das Igusa"
Unser Tatami-Macher, der Igusa aus Kumamoto auf Tatami spannt, Naomasa Horie betonte immer, dass bei einem Tatami das Igusa das wichtigste sei. Wir haben das lange nicht verstanden, auch deshalb nicht, weil Naomasa Horie durch diese Aussage seine Arbeit (bespannen von Tatami) abwertete. Nach der Auseinandersetzung mit dem Anbau von Igusa ist uns nun klar, dass tatsächlich die Tatami Matte, ob aus Stroh oder recycliertem Holz zweitranging ist. Wichtig ist, die Oberfläche des Tatami, das Igusa!
Momomai Igusa aus Kumamoto
Für unsere Tatami verwendet Herr Horie Igusa aus Kumamoto. Jede Tatami Matte ist mit einem QR-Stempel versehen, womit erkennt werden kann, wer die Produzentin des Igusas war. Unser Igusa wird von Kazuhiro Ikeda hergestellt, welcher mit dem Öko-Farmer-Zertifikat ausgestattet ist. Herr Horie hat sich für das Igusa von Kazuhiro Ikeda entschieden, weil ihm das feine Webmuster sowie der Duft von Ikeda’s Igusa am besten gefällt.